Tight-Loose-Tight
Selbstorganisation ist das Schlagwort unserer Zeit. Unternehmen erkennen zunehmend, dass klassische Hierarchien nicht mehr ausreichen, um in einer dynamischen Welt erfolgreich zu sein. Doch während viele von der Freiheit schwärmen, die Selbstorganisation bieten kann, bleibt die grosse Frage: Wie viel Steuerung braucht es dennoch? Wie verhindern wir Chaos, ohne in starre Kontrolle zurückzufallen?
Eine mögliche Antwort liefert das norwegische Konzept Tight-Loose-Tight (TLT). Es bietet einen klaren Rahmen für Führung in selbstorganisierten Teams – ohne Mikromanagement, aber auch ohne Orientierungslosigkeit.
Warum Tight-Loose-Tight?
Wir kennen das Problem: Führungskräfte sollen Teams befähigen, eigenverantwortlich zu handeln, doch gleichzeitig fühlen sie sich für das Ergebnis verantwortlich. Das führt oft zu einem Kontroll-Dilemma: Entweder geben sie zu viel Freiheit und riskieren Unsicherheit – oder sie greifen ständig ein und ersticken Innovation. TLT bietet einen dritten Weg.
Das Prinzip: Klarheit statt Kontrolle
- Tight – Ein klarer Rahmen: Gemeinsam wird definiert, welches Ziel erreicht werden soll. Rahmenbedingungen wie Budget oder Zeitvorgaben werden festgelegt, aber der konkrete Lösungsweg bleibt offen.
- Loose – Freiraum für das Team: Die Teams übernehmen die Verantwortung für die Umsetzung. Sie dürfen verschiedene Ansätze testen, Entscheidungen treffen und kreativ sein.
- Tight – Reflexion und Anpassung: In regelmässigen Abstimmungen wird überprüft, welche Lösungswege funktionieren. Erfolgreiche Ansätze werden weiterentwickelt, andere verworfen. So entsteht ein kontinuierlicher Lernprozess.
Selbstorganisation braucht Führung – aber die richtige
TLT zeigt: Selbstorganisation bedeutet nicht, dass Führung überflüssig wird. Vielmehr verschiebt sich ihre Rolle. Führungskräfte sind nicht mehr die „Lösungslieferanten“, sondern die Rahmengeber, die einen sicheren Raum für Experimente schaffen. Der grösste Perspektivwechsel dabei? Führung ist nicht mehr das Wissen um die richtige Lösung, sondern das Zulassen eines iterativen, lernenden Prozesses.
Warum das für Unternehmen entscheidend ist
Gerade in unsicheren Zeiten brauchen Organisationen ein Modell, das Klarheit mit Flexibilität verbindet. TLT ermöglicht genau das: Wir wissen, wo wir hinwollen, aber nicht genau, wie wir dorthin kommen. Also probieren wir aus, reflektieren und justieren nach.
Viele Unternehmen, darunter die norwegische Telefongesellschaft Telenor oder die öffentliche Verwaltung in Norwegen, setzen bereits auf diesen Ansatz. Denn er macht nicht nur Teams innovativer und anpassungsfähiger – er hilft auch Führungskräften, sich von der Last des Alles-Wissens-Müssens zu befreien.
Mein Fazit: Gemeinsam irren wir voran
Selbstorganisation ist kein Chaos, wenn sie mit der richtigen Struktur begleitet wird. Tight-Loose-Tight schafft den notwendigen Rahmen, ohne in die Falle des Mikromanagements zu tappen. Wenn wir uns trauen, gemeinsam zu experimentieren und Fehler als Lernchance zu begreifen, dann kommen wir als Organisation wirklich weiter.
Wie siehst du das? Hast du bereits Erfahrungen mit Tight-Loose-Tight oder ähnlichen Ansätzen gemacht? Lass es mich wissen! Ich freue mich auf den Austausch.